Schnell und viel – der chinesische (digitale) Alltag

Das (digitale) Leben in China ist unglaublich schnelllebig und ereignisreich. Allein die Eindrücke, die auf der Fahrt zur Arbeit in einer Großstadt wie Shanghai auf einen einprasseln, reichen normalerweise für eine ganze Woche. Dicht gedrängt reihen sich morgens die „gewöhnlichen Bürger“ (laobaixing 老百姓) in den öffentlichen Verkehrsmitteln. In der U-Bahn springen auf kleinen Monitoren Comicfiguren umher, die eine Performance zur korrekten Mülltrennung aufführen. Neuerdings spielen sie die neuen Corona-Hygieneregeln vor. Hinzu kommen die vielen Bilder und Nachrichten aus dem digitalen Alltag…Trotz der vielen Annehmlichkeiten des Lebens in der Stadt und den vielen praktischen digitalen Möglichkeiten braucht man in China immer wieder mal Abstand von der digitalen Datenflut – ein „Digital Detox“.

Natürlich gehen die meisten Chines*innen mit Freunden Essen, lesen Bücher, trinken Tee oder machen einen Spaziergang am See. Beliebt ist z.B. der Houhai (后海) in Peking, der nicht so idyllisch ist, wie man es sich vorstellt, sondern eher eine Partymeile.

Aber auch für diejenigen, die Körper und Geist entspannen wollen, hat China einiges zu bieten.

Qigong (气功)

Das chinesische Qigong (气功) setzt sich zusammen aus dem Wort Qi (气), was die universelle Kraft meint: Die Lebenskraft des Körpers aber auch die der ganzen Welt und des Universums. Gong (功) dagegen bedeutet „Arbeit“ oder auch „Können“. Es ist also gewissermaßen das Training, das der Beherrschung der inneren Kraft dient, die alles durchdringt. Die weichen Bewegungen helfen dabei, die Blutzirkulation und die Sauerstoffproduktion anzuregen. Durch die starke Aufmerksamkeit beruhigt Qigong überdies den Geist und trägt dazu bei, dass man sich nach regelmäßigen Sitzungen deutlich länger am Stück konzentrieren kann. Studien legen nahe, dass Qigong-Praktizierende überdies deutlich weniger unter Stress und Angststörungen leiden.

Zwar hat man das Gefühl, dass Qigong vor allem von älteren Menschen praktiziert wird. Die aktuellen Entwicklungen legen allerdings nahe, dass gerade die „Digital Natives“, also die „Nach-2000er“ (linglinghou 00后), Bedarf an Übungen haben, welche die Konzentration schärfen und den Stress reduzieren.

Taiji (太极)

Taiji (auch Schattenboxen genannt) ist ursprünglich eine Kampfkunst, die jedoch mit sehr weichen Bewegungen ausgeführt wird. Das anmutige Gleiten erfahrener Taiji-Meister, die immer wieder ihren Schwerpunkt von der einen auf die andere Körperhälfte verlagern ohne aus dem Gleichgewicht zu kommen, steht für eine perfekte innerliche Balance. Die Bewegung symbolisiert den Wechsel von Yin (阴) und Yang (阳), den beiden dualisierenden Kräften, die einerseits gegeneinander wirken, andererseits miteinander verbunden sind.

Wing Chun (咏春)

Auch Wing Chun stärkt die Konzentrationsfähigkeit, gleichzeitig ist es eine der besten Selbstverteidigungsschulen der Welt. Es entstand vor etwa 350 Jahren aus der Martial Arts Tradition des Shaolin Kung Fu und bedeutet „Ode an den Frühling“. Der Überlieferung nach wurde es von einer Frau erfunden, um auch gegen körperlich überlegene Gegner eine Chance zu haben. Wing Chun ist daher auch eine Lehre der „effektiven“ und „effizienten“ Bewegungen. Dabei steht die absolute Kontrolle des Körpers im Zentrum.

Abwechselnd werden weiche und harte Techniken verwendet. Eine gleichzeitige Anwendung von Angriff und Verteidigung zusammen mit sehr schnellen Bewegungsmustern zeichnet die Kampfkunst aus.

„Digital Detox“ in China

All diese traditionellen Kampf- und Kulturtechniken aus China unterstützen Körper und Seele. Sie eignen sich – auch für Anfänger – hervorragend für ein „Digital Detox“.


0 Comments

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.