Seit einiger Zeit stehen die Konfuzius-Institute in der Kritik, chinesische Interessen im Ausland subversiv durchzusetzen. Doch vieles, was von den Instituten in Deutschland angeboten wird, fördert die Völkerverständigung und den internationalen Austausch. Eine Reihe renommierter Sinolog*innen positioniert sich in einem offenen Brief zu der Thematik:

Positionspapier 2. August 2020

Konfuzius-Institute in Deutschland:
Organisation und Aufgaben

2006 wurden die ersten Konfuzius-Institute in Deutschland als Institutionen des wissenschaftlich-kulturellen und gesellschaftlichen Austauschs zwischen Deutschland und China eingerichtet. Damit übernehmen sie ähnliche Funktionen wie die Goethe-Institute in China. Diese sind mit vergleichbaren Aufgaben betraut und gehen in Form von Sprachlernzentren ebenfalls Partnerschaften mit den Universitäten vor Ort ein. Die Konfuzius-Institute nehmen eine wichtige Position bei der Vermittlung einer umfassenden sprachlichen und kulturellen China-Kompetenz in Deutschland ein. Diese doppelte Trägerschaft (chinesisch/deutsch) der Institute ermöglicht einen produktiven lebendigen Dialog und stellt sicher, dass die Institute im deutschen Kontext verankert sind.

In Deutschland gibt es derzeit 19 Konfuzius-Institute. Sie sind meist vor dem Hintergrund entstanden, die bereits seit längerem bestehenden deutsch-chinesischen Austauschaktivitäten und Kooperationen zu vertiefen. In der Regel sind die Institute gemeinschaftliche Projekte einer deutschen und einer chinesischen Universität und oft Bestandteil einer breiteren Universitätspartnerschaft. (Träger der Konfuzius-Institute in München und Düsseldorf ist die Stiftung ex oriente mit Sitz in München. Partnerorganisation ist jeweils die Beijing Foreign Studies University.)

Ursprünglich initiiert vom – dem chinesischen Bildungsministerium unterstellten – Dachverband der Konfuzius-Institute/Hanban in Peking, sind sie mittlerweile in die kürzlich gegründete Stiftung „The Chinese International Education Foundation“ überführt worden, die von einem Stiftungsvorstand von Vertretern aus dem akademischen Bereich geleitet wird. Die Stiftung hat ihren Sitz auf dem Campus der Beijing Language and Culture University; die jeweiligen chinesischen Partner-Universitäten der deutschen Konfuzius-Institute fungieren eigenständig als Kooperationspartner der deutschen Seite. Des Weiteren können die Konfuzius-Institute die Sprach- und Stipendienprogramme des „Center for Language Education and Cooperation“ nutzen. In diesem Zusammenhang vermitteln die Konfuzius-Institute auch Studienplätze und Stipendien für China-Aufenthalte.

Die Institute in Deutschland sind unterschiedlich organisiert. Die meisten Institute sind eingetragene gemeinnützige Vereine (Die Konfuzius-Institute Trier, Berlin und Göttingen sind Institute in der Universität. Das Konfuzius-Institut Paderborn ist eine gGmbH, das Konfuzius-Institut Düsseldorf seit 1.07.2020 eine GmbH. Typische Vereinszwecke sind die Vermittlung der chinesischen Sprache, die Förderung der chinesischen Kultur, die Pflege der chinesisch-deutschen Zusammenarbeit und die Förderung chinabezogener Projekte.“) nach deutschem Recht und als An-Institute einer deutschen Universität verbunden. Die Finanzierung erfolgt durch die deutsche und die chinesische Seite: Die Partnerhochschulen bzw. die an der Partnerschaft beteiligten Städte stellen jeweils personelle und räumliche Ressourcen zur Verfügung, Projektmittel können bei der Stiftung über die chinesischen Partneruniversitäten zusätzlich beantragt werden. Darüber hinaus verfügen Konfuzius-Institute über Einnahmen aus ihren Sprachkursen und Sprachprüfungen. Viele Veranstaltungen und Projekte finden in Kooperation mit anderen lokalen Bildungs- und Kultureinrichtungen statt, die dafür ebenfalls Mittel bereitstellen.

Die Leitung der Konfuzius-Institute hat ein deutsch-chinesischer Vorstand bzw. Direktorium inne. Die chinesischen Partneruniversitäten bestimmen ihre jeweiligen Ko-Direktor*innen aus den Reihen ihrer Professoren und Professorinnen mit Zustimmung der deutschen Seite. Auf deutscher Seite sind es zumeist ausgewiesene China-Expert*innen und Wissenschaftler*innen, die diese Funktion ausüben, oder Wissenschaftler*innen, die über langjährige Erfahrung in der wissenschaftlichen Kooperation und im Austausch mit China verfügen. Auf chinesischer Seite sind es ebenfalls vielfach Kolleg*innen, die über Deutschlandexpertise verfügen. Die Programme der Konfuzius-Institute werden von der Leitung bzw. dem Team der KIs jeweils konzipiert und in der Regel durch den Vorstand bzw. ein Board verabschiedet, um die Qualität der Angebote zu gewährleisten.

Die Konfuzius-Institute sind Foren des Dialogs und des produktiven wissenschaftlichen und kulturellen Austauschs zwischen China und Deutschland. Sie tragen wesentlich dazu bei, China-Kompetenz zu verbreitern und fundiertes Wissen über China zu fördern. Sie vermitteln chinesische Sprache für verschiedene Zielgruppen, darunter allgemein Interessierte, Studierende, Unternehmer*innen und deren Mitarbeiter*innen. Darüber hinaus werden Weiterbildungsmöglichkeiten für Chinesischlehrer*innen angeboten und wird Sprachunterricht an Schulen gefördert. An manchen Orten sind die Kursangebote der Konfuzius-Institute die einzige Möglichkeit, Chinesisch zu lernen. Auch nehmen die Konfuzius-Institute in Deutschland die Aufgabe als Testzentren wahr, für die international anerkannte standardisierte Prüfung zum Nachweis chinesischer Sprachkenntnisse HSK. Das Programm der Konfuzius-Institute konzipiert das deutsch-chinesische Direktorium. Dabei verfügt jedes Konfuzius-Institut über ein ortsspezifisches Profil, welches die Schwerpunkte setzt, auch entsprechend dem Fokus der jeweiligen Partner. Manche Konfuzius-Institute bieten ein breites Spektrum vom akademischen über ein kulturelles und ein breites Sprachprogramm an, andere konzentrieren sich neben Sprachangeboten auf kulturelle, wirtschaftliche oder gesellschaftliche Themen. Das Informationsangebot der Institute richtet sich sowohl an die universitätsinterne als auch an die interessierte Öffentlichkeit. Dabei gibt es keine Themenvorgaben, Ziel ist vielmehr, eine breite Palette von Themen aus den Bereichen Geschichte, Kultur und Gesellschaft Chinas sowie der deutsch-chinesischen Beziehungen anzubieten und gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Entwicklungen des Landes kritisch zu begleiten und zu diskutieren.

Konfuzius-Institute als eine wichtige Plattform für deutsch-chinesischen Austausch sind immer auch interkulturelle Begegnungsräume. Dabei steht der Grundgedanke im Vordergrund, dass ein stetiger Kontakt und Dialog zwischen Deutschland und China auf unterschiedlichen Ebenen unabdingbar ist. Die Institute sind als deutsch-chinesische Kooperationen selbst lebendiges Beispiel für den interkulturellen Dialog. Sie unterstützen den kommunalen, wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Austausch sowie Jugendaustauschaktivitäten auf unterschiedliche Weise und ermöglichen vielfältige deutschchinesische Begegnungen. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag für gegenseitiges Verständnis, eine wesentliche Voraussetzung, um gemeinsam an Lösungsansätzen für globale Zukunftsfragen arbeiten zu können.

Prof. Dr. Thomas Heberer
Seniorprofessor für Politik und Gesellschaft Chinas, Universität Duisburg-Essen, Dt. Ko-Direktor des Konfuzius-Instituts Metropole Ruhr an der Universität Duisburg-Essen

Prof. Dr. Ralph Kauz,
Sinologie, Universität Bonn, Vereinsvorsitzender des Konfuzius-Instituts Bonn e.V.

Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Heinrich H. Kill (i.R.),
Fachhochschule Erfurt, Mitglied des Vorstandes im Konfuzius-Institut an der Fachhochschule Erfurt

Prof. Dr. Michael Lackner
Lehrstuhl für Sinologie, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Mitglied des Vorstands des Konfuzius-Instituts Nürnberg-Erlangen
Univ. Prof. em. Dr. Dr. h.c. Mechthild Leutner, Staat und Gesellschaft des modernen China, Freie Universität Berlin, Vorstandsvorsitzende des Konfuzius-Instituts an der Freien Universität Berlin

Prof. Dr. Steffi Robak
Leibniz Universität Hannover, Deutsche Direktorin des Leibniz-Konfuzius-Instituts Hannover, Leibniz Universität Hannover

Prof. Dr. Monika Schädler,
Hochschule Bremen (i.R.), Deutsche Direktorin des Konfuzius-Instituts Bremen.

Prof. Dr. Markus Taube
Lehrstuhl für Wirtschaft China,Universität Duisburg-Essen, Ko-Direktor des KonfuziusInstituts Metropole Ruhr an der Universität Duisburg-Essen

Dr. Yan Xu-Lackner
Deutsche Direktorin des Konfuzius-Instituts Nürnberg-Erlangen

Prof. Dr. Zhiyi Yang
Sinologie, Goethe-Universität Frankfurt, Vorstandsvorsitzende des Konfuzius-Instituts Frankfurt am Main.


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