Ein Beitrag von Hannes Jedeck

Face-Scan Technologie in China

Schon heute verwenden viele Menschen in China die Face-Scan Technologie, um ihr Handy zu entsperren, ihr Büro zu öffnen, Geld abzuheben oder ihren Einkauf bei KFC zu bezahlen. Die Verbindung zu bargeldlosen Bezahldiensten wie WeChat Pay oder Alipay macht dies möglich. Der Face-Scan erübrigt den Griff zum Smartphone und minimiert so im Sinne der Customer Convenience den Aufwand im Supermarkt um einen weiteren Schritt.

Zhou Heiya (周黑鸭) eröffnet Supermarkt ohne Kassierer*innen

Ein Beispiel aus dem chinesischen Alltag: Im Jahr 2018 machte die Supermarktkette Zhou Heiya (周黑鸭) mit einem Pilotprojekt in Shenzhen auf sich aufmerksam. Im „Silicon Valley Asiens“ eröffnete die Kette, die sich zuvor vor allem durch den Verkauf von vakuumverpacktem Entenfleisch ausgezeichnet hatte, eine Zweigstelle. Das Besondere: sie wird gänzlich ohne Personal betrieben. Der Kunde kann sich bereits an der Eingangstür mithilfe eines Face-Scans – in Verbindung mit WeChat – identifizieren lassen und anschließend den Innenraum des kleinen Ladens betreten.

Dieser ist futuristisch clean eingerichtet: Gut ausgeleuchtet sieht man Snacks, Regale mit Softdrinks, Sandwiches, das beliebte gekühlte Entenfleisch und etwas absurd das verspielte Logo von „Mr. Zhou“, das einem an jeder Ecke entgegenlächelt. Das Highlight wartet jedoch beim „Check-out“, der Abrechnung. Mit seinem Gesicht aktiviert man beim Hinausgehen den bargeldlosen Bezahlvorgang – ausgeführt durch WeChat Pay. Das Gesicht wird – wie schon beim Betreten des Ladens – zum Symbol der unauffälligen Bequemlichkeit.

Aus marktwirtschaftlicher Sicht schließt der Face-Scan eine der letzten Lücken zwischen der Online- und der Offline-Welt (Offline2Online). Daher verwundert es wenig, dass führende Firmen in diesem Bereich allesamt aus China kommen. Gesichtserkennungsprogramme wie Face++ von Megvii (Kuangshi 旷视) basieren auf Algorithmen und Künstlicher Intelligenz.

Mit Hilfe von Deep Learning werden die Softwareanwendungen und die Ihnen innewohnenden Algorithmen ständig verbessert. Wichtig sind hierfür vor allem große Gesichts- und Bilddatenbanken. Für die Umsetzung und Entwicklung einer Face Recognition-Software ist China daher ein ideales Experimentierfeld.[1]

Der Boom ist abgeklungen

Mittlerweile ist der Boom um den personallosen Supermarkt etwas abgeklungen. Der Reiz des Neuen hat sich abgenutzt. Einige der Pilot-Läden wurden bereits wieder geschlossen. Der Grund dafür lag hauptsächlich im Ausbleiben von Gewinnen. Die kassiererlosen Supermärkte mussten systembedingt auf länger haltbare Lebensmittel setzen und waren daher schlichtweg nicht profitabel. Außerdem war der Nutzen, den die Betreiber aus den gewonnenen Daten generieren konnten, nicht groß genug.

Eine andere Verwendung des Face-Scans scheint sich dagegen durchzusetzen. Nämlich das Entsperren des Smartphones mithilfe von Gesichtserkennung. Die chinesische Regierung hat eine obligatorische Nutzung bei der Neuregistrierung einer Sim-Karte unlängst ins Spiel gebracht. Wir werden sehen, was sich daraus in Zukunft entwickelt.


[1] Frank Sieren: Zukunft? China! Wie die neue Supermacht unser Leben, unsere Politik, unsere Wirtschaft verändert. München: Penguin Verlag 2018, S. 195.


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